Opus-Dei-Leiter Bischof
Javier Echevarria betet jeden Tag für den Schriftsteller Dan Brown und die Macher
des Films "The Da Vinci Code". Zwar habe er das auf Deutsch unter dem Titel «Sakrileg»
erschienene Buch nicht gelesen. Aber es könne durchaus sein, dass Brown wie die Filmschaffenden
sich nicht bewusst seien, dass sie Menschen verletzten und Gott lästerten. Ihn betrübten
weniger die Angriffe auf das Opus Dei als die auf die Kirche und auf Jesus, so der
Leiter der kirchlichen Personalprälatur. Das Phänomen des Da-Vinci-Code-Erfolgs zeige,
dass es in der Gesellschaft ein Bedürfnis an Hoffnung auf das Jenseits gebe. Allerdings
zeige sich daran auch, wie nötig spirituelle und religiöse Bildung seien. Der Verlust
des Glaubens öffne dem Aberglauben die Tür. Unter Kirchenleuten in aller Welt
sind die Meinungen über den Film, der heute auf den Filmfestspielen von Cannes vorgestellt
wird, geteilt; es überwiegen aber die kritischen Stimmen. Bei einer Journalistenvorführung
ist der Film gestern Abend bei den Zuschauern überraschend durchgefallen; die Nachrichtenagentur
afp spricht von Pfiffen, Gelächter und Langeweile. Der Schweizer Marc Aellen von "Signis",
einem Weltverband katholischer Medien, meinte im Gespräch mit Radio Vatikan: "Ich
glaube vor allem, dass die große Publizität, die gemacht wurde vorher über die Aussagen
gegenüber der Kirche und gegenüber der Gottheit Jesu, …nicht so brisant sind im Film
selbst.– man könnte glauben, dass die Produzenten Angst hatten, dass viele Christen
den Film nicht sehen möchten. Und sie haben viel geändert im Film gegenüber dem Roman.
Man könnte sagen: Viel Lärm für nicht viel (=um nichts), denn der Film ist erstens
nicht gut und zweitens nicht gegen die Kirche." Der Wiener Pastoraltheologe Paul
Zulehner rät ebenfalls zu einem gelassenen und offensiven Umgang mit
"Sakrileg".
Er glaube nicht, dass die Kinobesucher so wenig über das Christentum wissen, dass
sie die in "Sakrileg" ausgebreiteten Verschwörungstheorien für bare Münze nehmen.
Der Film versuche, die "Widerspenstigkeit" Jesu durch die behauptete Verbindung mit
Maria Magdalena und seine Vaterschaft "bürgerlich einzuebnen". Während der Film "randvoll
mit Mysteriösem" sei, wolle er gerade bei Jesus jedes Geheimnis "wegredigieren" und
ihn nach arianischem Vorbild "entgöttlichen". (kna/rv/agenturen 17.05.06 sk)